Eigentlich wollte man das 100-jährige Jubiläum des SV 1921 Walldorf in diesem Jahr groß feiern, doch die momentan noch vorherrschende unsichere Lage ließ bislang keinerlei Planung zu, die im Sommer zu einer Festveranstaltung führen könnte, was auch den Vereinsvorsitzenden Marko Braun nachdenklich stimmt: „ Einzig die Pokalendspiele der Männer (Ligapokal) und Frauen (Kreispokal) sind bis jetzt für den 19.06.2021 terminiert, sofern die momentan unterbrochene Saison doch noch irgendwie zu Ende gespielt werden kann.“ Rund um diesen Termin sollte auch das Jubiläum gefeiert werden…
Am 23.03.1921 wurde der Sportverein im Gasthaus „Thüringer Hof“, heute besser bekannt als Getränkehandel Lanzendörfer, gegründet. Aus dem ersten Sitzungsprotokoll ist zu entnehmen, dass an diesem Abend die Aufnahme der ersten Mitglieder erfolgte, sodass man den ersten Vorstand wählen konnte, das Amt des ersten Vorsitzenden bekleidete fortan Albin Schneider , auch gehörten Karl Grünspecht, August Böhm und Alex Frank dem ersten Vorstand an.
Allerdings mangelte es zu Beginn den Fußballbegeisterten Werratalern noch am wichtigsten: dem eigenen Sportplatz ! Und so musste Walldorf erstmal alle Spiele auswärts bestreiten. Das erste Spiel der Vereinsgeschichte verlor Walldorf in Solz mit 0:4 aber schon das Rückspiel zwei Wochen später konnte mit 4:1 gewonnen werden, wie erwähnt, auswärts. Nach dem ersten Sportplatz in der Solzer Straße wurde am 21.03.1947 der Pachtvertrag für einen neuen Sportplatz in der Bahnhofstraße unterzeichnet, der nach unzähligen Stunden Arbeit in Eigeninitiative fertig gestellt werden konnte. Bis heute werden auf diesem Areal Fußballspiele ausgetragen. Mit dem neuen Platz kamen dann auch die ersten Erfolge, denn Walldorf wurde in der Saison 1952/53 erstmals Kreismeister.
Im Laufe der Jahre wechselten dann die Namen des Vereins, 1952 wurde eine BSG „Traktor Walldorf“ gegründet, 30 Jahre später nahm der Verein den Namen des größten Betriebes im Ort an und nannte sich fortan „Plattenwerk Walldorf“ und weitere 10 Jahre später, 1992 nach der politischen Wende trug man das Logo der Firma Versbach Metallbau, dem Hauptsponsor, auf den Trikots und den Namen „Versco 1921 Walldorf“
Doch am 20.03.1998 kehrte man zu den Wurzeln zurück, änderte den Namen erneut und läuft seitdem wieder unter dem Namen „SV 1921 Walldorf“ auf. Und es wurde in Walldorf nicht nur Fußball gespielt, denn für Turnen, Handball, Leichtathletik, Wintersport und bis heute auch Tischtennis fanden sich Begeisterte. So wurde beispielsweise Arno Mayenkranz im Turnen 1952 Deutscher Meister, Annerose Werner belegte bei den Frauen einen 3. Platz bei den deutschen Meisterschaften. Die Mitte der 1960er Jahre baute Kurt Otto die erste Handballmannschaft auf, die damals in der Bezirksklasse spielte. Hier wurde sich in Person von Matthäus Hildebrand um den Nachwuchs gekümmert, der sich ebenfalls bis auf Bezirksebene präsentierte. Es gab unter Leitung von Günther Amm eine Wintersportgruppe, die die Sprungschanze am Roten Berg im Winter eifrig nutzte. Amm nahm an der Spartakiade in Steinheid teil, was für ihn einen seiner sportlichen Höhepunkte bedeutete. Am 01.08.1981 wurde durch Ernst Heidenreich und Dieter Mohr die Sektion Tischtennis ins Leben gerufen, die bis heute mit 3 Mannschaften, zwei davon auf Bezirksebene, am Spielbetrieb teilnimmt und dem kleinen Kunststoffball hinterher jagt.
Der Sportverein leistet auch oft Beiträge zu gesellschaftlichen Anlässen, so trat man beispielsweise anlässlich der 1025 –Jahrfeier Walldorfs mit fast 200 Mitgliedern in historischen Kleidern auf, um den Zeitenwandel des Vereins auch real anzeigen zu können;
oder es wird das Lagerfeuer am Vorabend des 1. Mai auf dem Sportplatz organisiert, oder man ist im Wechsel mit der Feuerwehr alle zwei Jahre für die Organisation und Durchführung der Kirmes verantwortlich, wobei sich da immer viele Mitglieder mächtig ins Zeug legen… Vereinsjubiläen wurden regelmäßig begangen und so war der erste Höhepunkt nach der Jahrtausendwende das 90-jährige Jubiläum des Sportvereins 2011 , das gebührend gefeiert wurde. So lud man unter anderem auch ein Fußballteam aus der Partnergemeinde Walldorf (Baden) ein, was letztlich klar gewonnen wurde.
Die abendliche Festveranstaltung im Kressehof ist bis heute unvergessen. Auch wurde ein Anbau an das bestehende Sportlerheim übergeben, der fortan weitere Umkleideräume beherbergt. Aus der damals schon avisierten Kegelbahn ist bis heute, auch nach der Fusion mit der Stadt Meiningen, leider noch nichts geworden…
Sportliche Erfolge gab es in den vergangenen einhundert Jahren recht viele; so spielte die 1.Mannschaft des SV zwei Saisons in der Landesliga, ein Jahr in der Landesklasse und viele Jahre in der Bezirksliga. Legendär die Doubles 2009/2010 und 2015/2016 mit Meisterschaft und Pokalsieg. Im Jahre2012 gastierte der FC Rot-Weiß-Erfurt vor einer Kulisse von fast 1000 Zuschauern in Walldorf und bescherte dem Verein einen weiteren Höhepunkt.
Die Alten Herren wurden zuletzt 2018 Pokalsieger und die Damenmannschaft holte nach dem Kreismeistertitel auf dem Feld, der Kreis- und Landesmeisterschaft in der Halle im Winter 2019 auch noch den Titel NOFV und wurden zu Recht als Meininger Mannschaft des Jahres 2019 ausgezeichnet, um nur einige zu nennen.
Eine solide und erfolgreiche Nachwuchsarbeit legt hierbei den Grundstein , denn auch hier wurden in den vergangenen Jahren nicht wenige Meister- oder Pokalerfolge gefeiert.
Mehr als ein Drittel der aktuellen Mitglieder (85) sind dem Nachwuchs zuzuordnen, allein 6 Nachwuchsmannschaften starteten in die letzte Saison, die inzwischen leider erneut abgebrochen wurde.
Herzlichen Dank an Peter Jugl, ohne dessen akribische Vorarbeit der Artikel wohl nicht erschienen wäre…
J. Mell